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Valle Maira

2011

Valle Maira

das andere Piemont...

Hier im südlichen Piemont im Gebiet der Cottischen Alpen kann man eine der ursprünglichsten Regionen Italiens in Harmonie von Natur und Kultur erleben.

Die Cottischen Alpen sind eine Gebirgskette der Westalpen im Grenzgebiet zwischen Italien und Frankreich. Im Norden werden die Cottischen Alpen durch das Tal Dora Riparia von den nördlich angrenzenden Grajischen Alpen getrennt, im Süden schließen sich die Seealpen an.

 

Die landschaftliche Schönheit macht diese Gegend durchaus konkurrenzfähig mit anderen viel bekannteren Gebieten. Herrliche Täler, wunderschöne Berge und der alles überragende Monviso (3841 m) lassen jedes Bikerherz höher schlagen.

Diesmal haben wir es uns leicht gemacht und das "Rundherum-Sorglos-Paket" von Peter Vogt gebucht:

 

Feinbiken und Feinessen

7-Tages-MTB-Tour

8960 hm, 266 km.

Das Hoteldorf Ceaglio

Das Ceaglio befindet sich am Fuss der Gardetta-Hochebene im oberen Valle Maira auf 1223 m an der alten Dorfstrasse im Ortsteil Vernetti der Gemeinde Marmora inmitten einer Kulturlandschaft, die durch dramatische Abwanderung gekennzeichnet ist. Die Gemeinde zählt nur noch 25 Einwohner von ehemals 1000!

 

Zimmer, Rezeption mit Bar, Restaurant, Taverne, Seminarraum, Bike- und Skigarage befinden sich nicht in einem Hotelgebäude, sondern in mehreren teils aneinandergebauten und verschachtelten, restaurierten ehemaligen Bauernhäusern rund um den Dorfbrunnen. Sie bilden ein eigentliches Hoteldorf. In Italien wird diese Hotelkategorie „Albergo Diffuso“ genannt.

 

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Tagebuch

Tag 1: (Lange)Anreise nach Marmora-Vernetti

 

Tourenbesprechung und 7 gängiges piemonteser Abendessen

 

Es zieht sich, bis wir endlich in Marmora ankommen. Wir haben für die ersten zwei Nächte ein schönes großes Chalet mit Küche (die wir nicht brauchen) und Wiese mit Liegestühlen (die wir gerne gebrauchen) und Waschmaschine (die wir später brauchen).

Das Abendessen im Ceaglio ist schon mal eindrucksvoll: 7 Gänge und ein Kellner, der kein Wort versteht aber sich beim Bedienen bis auf den Boden bückt. Wir kommen uns vor wie bei “Dinner for one” Zum Schluß gibt´s beim Absacker die Tourbesprechung und dann ab in die Falle !

Tag 2: Strada Napoleonica – Bassura – Colle San Giovanni di Canosio – Marmora-Vernetti 1250 hm, 26 km

 

Der erste Tag als "Einroller". Ein kurzer Anstieg über Asphalt, dann Einstieg in einen Wiesentrail parallel zum Hang bis zu einer Weggabelung. Dann geht´s knackig aber mit Flow in den legendären Bassura-Waldtrail. Unzählige enge Kehren später werden wir mit einem Grinsen wieder aus dem Wald ausgespuckt und weiter geht´s nach kurzem Asphaltverbindungsstück weiter auf Schotter am Maira entlang. Gelegenheit für ein erstes Päuschen.

Jetzt heißt es Körner lassen im Anstieg auf den Colle San Giovanni, oben erst mal den Kopf unter den Brunnen gesteckt. Das gibt schon mal einen Vorgeschmack auf die kommenden Tage (!) Den folgenden Trail als Belohnung finden wir trotz GPS und Tourblatt ("beim bellenden Hund REX links") nicht auf Anhieb, dann geht´s aber doch über verblockte Wiesenpfade runter bis zum kleinen Ort Canosio und zurück zum Ceaglio und Cappucino. Hier geniessen wir die Liegestühle im schön restaurierten Innenhof.Lecker Essen und Vino, dann früh ins Bett.

Tag 3: Vallone di Elva – Colle Sampeyre – Strada dei Cannoni – Colle Valmala – Roccabruna 1450 hm, 54 km

 

Durch eine atemberaubende Felsenschlucht fahren wir schattig bergauf nach Elva. Nach einer kleinen Brotzeit geht es in zunehmender Mittagssonne geht´s zum Colle Sampeyere und zur längsten Militärstrasse der Westalpen,der Strada dei Cannoni mit Traumpanorama. Allerdings nähert sich der Schotterbelag im Verlauf genau diesen Kanonenkugeln an, die Abfahrt wird äußerst ruppig und hat so gar nichts mit Trailfeeling zu tun. Die Rappelei fordert dann auch ihren Tribut in Form eines Schaltröllchens bzw. dessen Achse, aber es geht auch irgendwie mit nur einem weiter.

Die Übernachtung ist in in S.Anna oberhalb von Roccabruna. Hier fragen wir uns mit Händen und Füßen nach einem Bikeshop durch, den gibt´s aber natürlich nur weit unten am Taleingang. Aber der Hoteliersohn beauftragt kurzerhand seinen Vater, das Schaltröllchen zu besorgen ! Wir sind platt vor so viel Gastfreundschaft ! Und wieder enttäuscht auch die piemonteser Küche nicht. Die Ration Sambucca zum Espresso ist so üppig dimensioniert, dass wieder frühes Matratzenhorchen ansteht :-)

Tag 4: Cartignano – Colle Santa Margherita – Rio Albert – Celle Macra – Marmora-Vernetti 1350 (+500)hm, 52 km

 

Erst mal in der Morgenfrische runter ins Tal, dann auf einem verwinkelten Sträßchen zum Colle S.Margherita. Mit wenig Höhendifferenz über Schotter hat man ständig Blick auf die gegenüberliegende "Kanonenkugelkette". Dann kommt der ersehnte Trail zur vorbei an der verfallenen Mühle am Rio Albert, leider viel zu kurz. Runter nach Celle Macra wird man aber dann doch noch mit einem Singletrail belohnt, der einem wieder einmal klarmacht, dass S4 doch irgendetwas mit Hinterradversetzen zu tun hat.

Im Tal ein Portion Pasta und dann noch mal hoch , kurz vor dem Gipfel wird es aber so was von sacksteil , dass man so gerade das Schieben schafft. Wie immer entschädigt die Trailabfahrt aber vollends für die Schinderei.... , die 500 Extrahöhenmeter sind es wert !Übernachtung in Marmora-Vernetti, diesmal aber leider nicht im Chalet sondern in einer der wenigen noch nicht renovierten Wohnungen. Für eine Nacht geht´s so.....(von wegen gute alte Zeit und so ähnlich !)

 

Tag 5: Vallone di Marmora – Colle d’Esischie – Colle Valcavera-Passo – Gardetta – Chialvetta 1450 hm, 41km

 

Nach dem Frühstück direkt hoch bis zum Colle d´Esischie, früher klassische Etappe des Giro d´Italia. Einzeln stehen noch verblasste Sprüche auf dem Asphalt. Oben steht Marco Pattani in Stein gehauen, Doping hin oder her, es gibt das obligatorische Photo.

 

Oberhalb der Waldgrenze geht es über die weite Hochebene der Gardetta auf einer typischen WW1-Schotterpiste, bei der Öde fragt man sich ständig, was es hier früher zu verteidigen gab... Vereinzelt trotzen noch Bunkeranlagen dem Wind und Wetter, die Italiener nutzen sie ganz pragmatisch als Picnicplätze.

 

Kleiner Snack im Rifugio Gardeta und ab über den kleinen Paß in einen richtig schönen zunehmend verblockten Wanderweg der uns mit tauben Fingern und stinkenden Bremsen bis zum Dörfchen Chialvetta bringt. Hier gibt´s zwar kein Handynetz aber dafür den besten Wein der Tour !

Tag 6: Valle Traversiera – Monte Bellino – Colle Bellino – Valle Maurin – Ponte Maira. 1660 hm, 37 km

 

Heute heißt es Körner geben...Und keinerlei Einkehrmöglichkeit !

Endlos zieht sich die alte Militärstrasse hinauf zum höchsten fahrbaren Pass der Westalpen, 2840 m. Oben stehen die Ruinen eines verlassenen Rifugios umgeben von Kanonenstellungen, im Hang rosten immer noch Stacheldrahtverhaue vor sich hin. Der Begriff "Pass" täuscht, um auf die andere Seite des Kamms zu gelangen braucht es kleine Anleihen an Gemsen, die man hier aber nicht zu Gesicht bekommt.

 

Nach kurzem Tragen und Schieben ist die nachfolgende Singletrail-Abfahrt ist ein wahrer Genuss. Insbesonders, wenn man dabei auch noch als Zugabe eine Gruppe Protektorenbehüteter Downhill-Biker versägen kann !!! Die Übernachtung in Saretto wird mit Vino und einer Riesenpizza gekrönt.

 

Tag 7: Prazzo – Colle San Michele – Elva – Colle San Giovanni – Stroppo – Marmora-Vernetti 1800 hm, 56 km

 

Am Beginn des Tages werden erstmal sinnlos knapp 500 Höhenmeter auf Asphalt runter ins Tal vernichtet und kein Trail in Sicht !

Die gleichen 500 hm müssen dann bis Allemandi wieder raufgekurbelt werden bis der weitere Anstieg dann umso steiler auf einen Wiesenweg bis zum Colle San Michele geht. Dann wird´s flowig.

In weitem Bogen umrunden wir den Kessel von Elva auf schmalen Waldtrails bis wir in einem gottverlassenen Nest fälschlich rechts abbiegen und eh wir uns versehen an einem kleinem Restaurant aufschlagen, wo wir für unseren Fehler mit leckerer Pasta belohnt werden.

Frisch gestärkt nimmt man die Kurbelei wieder hoch bis San Giovanni gelassen. Der dann folgende Singeltrail bis tief ins Tal nach Stroppo darf getrost als Highlight bezeichnet werden! Auch hier bauen wir aber eine unfreiwillige Variante ein, weil vor lauter Endorphin keiner auf die Abzweigung achtet. Dafür gibt´s dann mal wieder eine namenlose Erstbefahrung, die aber Schwindelfreiheit erfordert ! (Der dabei losgerappelte Garmin findet sich zum Glück auch wieder. Der Preis für den Trail wäre sonst etwas hoch gewesen.) Die letzte Übernachtung ist dann wieder im Ceaglio in Marmora-Vernetti.

 

Resumee

“Es ist die weite Anreise wert. Grandioses Panorama und grandiose kulinarische Erlebnisse"

“Wenn die Trails noch ein wenig Endurolastiger wären......"

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